Freitag, 11. Februar 2011

"Der Blaue Reiter" und "Roy Lichtenstein", Albertina, 11.02.2011

Bin heut mit meiner liebsten Ausstellungsbegleiterin in die Ausstellungen "Der Blaue Reiter" und "Roy Lichtenstein 1961-1968" gegangen. Was uns beim Picasso und Michelangelo nicht möglich war - nämlich, in beide Ausstellungen der Albertina am selben Tag zu gehen - war hier durchaus machbar; Gesamteindruck "ganz nett.". Doch zuerst einmal zu den Ausstellungen im Detail:


Der Blaue Reiter: Man betritt die Räume - und, typisch Albertina, es schummert. Seltsamerweise ist das Licht in den ersten paar Räumen noch gedämpfter als in den letzten. Vielleicht hängt das damit zusammen, das gleich einmal mit Kandinsky begonnen wird und diese Werke weniger Licht vertragen.. ?.

Everybody's favorite: Farbstudie von Kandinsky
Vor durchgehend stahlgrauem Hintergrund hängen jedenfalls die Bilder, in jedem Raum dazu mindestens ein Zitat des Künstlers im Bereich unter seinen Bildern. Nach einem allgemeinen Einführungstext wird man über das noch "untypische", frühere Werk von Kandinsky übergeleitet zu Bildern seiner Durchbruchsphase um 1908/9, bevor man dann mit der Art von Werken konfrontiert wird, die man gemeinhin mit Kandinsky in Verbindung bringt - Farben und Abstraktes. Diese Bilder sind vor allem jene, die die Albertina selbst besitzt. Es handelt sich dabei um großteils eher kleinformatige Werke, Entwürfe und Zeichnungen. Fragen wie Bildaufbau, Arbeitsweise, Farbwahl drängen sich auf, werden aber durch keinen Beitext beantwortet. Beeindruckt wird man trotzdem durch die Farbe und die Vielfalt der Materialien, Medien.

Nach 2 Räumen Kandinsky kommt Herr Klee an die Reihe (1 Raum), dem ich ehrlich gesagt wie hier gezeigt bis um 1920 nichts abgewinnen konnte. Wieder sehr viele Zeichnungen, kleine Drucke, zwei, drei kleine Aquarelle. Man geht halt so vorbei und denkt "Aha."

Weiter mit Franz Marc, dem ein halber Raum gewidmet ist. Obwohl ich zugeben muss, dass gerade das Bild mit dem roten und blauen Pferd, das als Werbeträger für die Ausstellung verwendet wird, mir wenig gefällt, haben's seine Werke doch in sich. Hier hängen größere Holzschnitte, einige großformatige Gemälde. Fein :o). Marc ist mutig mit der Farbe, stilsicher, das gefällt mir. Von ihm hätte ich gern mehr gesehen.

Im selben Raum hängt noch Heinrich Campendonk (1 Halbwand) mit einigen schönen Holzschnitten - wenn man hier nach Kandinsky und Klee zu Macke kommt, dem eine Eckwand gewidmet ist, glaubt man doch eine gewisse Beeinflussung in Punkto Bildaufbau und Farbe, manchmal evtl. auch bei den Medien wahrzunehmen. Leider wird hier wieder nicht durch Beitext kommentiert.. vllt. hätte man sich einen Audioguide nehmen müssen?

Nach den drei Herren kommt man zu Kubin, dem ein ganzer Raum gewidmet ist. Menschen, die vor ca. 2 Jahren die Surrealismusausstellung im Leopoldmuseum besucht haben, werden hier ein ausgedehntes Déjàvuerlebnis haben; viele der Drucke und Zeichnungen hat man auch dort schon bestaunen können. Es wird einem aber auch beim zweiten Mal ein bisschen unwohl beim Anschaun, die Wirkung haben sie also nicht verloren ;o).

Nach dem bedrückenden Kubin freut man sich über das Leben, das Frau Müntner (1 kleiner Raum) abbildet, geht aber mit wenigen bleibenden Eindrücken (zu wenig Exponate) weiter und kommt zu Jawlensky (3/4 Raum), der sofort durch die Schlichtheit seiner Portraits, denen geradedeshalb eine gewisse Genialität anhaftet, begeistert. Teilweise erinnern die dann auch an Picasso.

Den Abschluss bilden Lyonel Feininger (Halbwand) und Marianne von Werefkin (ebenfalls eine Halbwand), die beide nicht so recht zu dem passen wollen, was man vorher gesehen hat. Und dann ist man auch schon wieder heraußen und zuckt leicht mit den Schultern..


Organisation der Ausstellung: Nach Künstlern geordnet, "pro Künstler" chronologisch
Bildpräsentation: Vor stahlgrauer Wand, die nie in die Werke eingreift, wieder etwas schummrig, aber man gewöhnt sich.
Info an den Wänden/ neben den Bildern: Welche Info? Außer den Künstlerbiographien und den paar Zitaten bekommt man nicht viel..
Gesamteindruck: "Ganz nett." Irgendwie fehlt der Tiefgang. Was beim Picasso und beim Michelangelo die kleinen Texte neben den Bildern an Zusammenhang und Zusatzinformation geschaffen haben, fehlt hier - das Erlebnis bleibt irgendwie ein bisschen flach. Man erhält zwar die Künstlerbiographien, aber ein rechter Zusammenhang ergibt sich nicht. Natürlich haben es die Kuratoren hier ein bisschen schwerer gehabt, da die Gruppierung des Blauen Reiters nie so etwas wie einen typischen Stil herausgebildet hat - man hat sich auch bemüht, mit den Künstlerzitaten ein bisschen mehr Tiefgang zu erzielen. Schlussendlich bleibt es aber bei einem ein bisschen wahllos erscheinenden, zeitlich teilweise unzusammenhängenden Streifzug durch ein diverses Konglomerat an Arbeiten von Mitgliedern der Gruppierung.
Mehr oder v.a. gezielter ausgewählt hätte mir besser gefallen. Dementsprechend "zügig" ist man auch durch die Ausstellung durch und denkt sich nach einer kurzen Pause: "Auf zu Roy Lichtenstein".


Roy Lichtenstein 1961-68: Hier sei vorweggenommen, dass weder ich, noch meine Begleiterin da noch wirklich lange wollten oder wirklich dafür in die Albertina gekommen wären. Dementsprechend kurz war unser Aufenthalt in der relativ überschaubaren Ausstellung (2 große und ein kleiner Raum), die mit den Vitrinen, in denen massenweise die original Arbeitsgeräte und Bleistifte etc. des Künstlers ausgestellt sind, ein wenig seltsam wirkt (meinetwegen in Roy Lichtensteins museal genutztem Geburtshaus oder Atelier, aber in einer Werksausstellung? Bissl seltsam..). Nun, die Bilder sind schnell angeschaut. Was einen eher begeistert als die tatsächlichen Werke sind die Ideen dahinter - wie kommt ein Mensch auf sowas? Amüsant, man wundert sich, lächelt, staunt und geht so recht gut unterhalten von einem Bild zum nächsten durch die paar Räume, mit denen man bald fertig ist.


Beides angeschaut in ca. 2 Stunden.
Eintritt für Studenten: € 7,-
Eintritt normal: € 9,50

Besonders gut haben mir gefallen:
Blauer Reiter:
Kandinsky, Entwurf zu Komposition VII 1913,Aquarell, Tusche und Bleistift

Kansinsky, Farbstudie - Quadrate mit konzentrischen Ringen 1913 (siehe Foto)

Klee, Die kleine Lampe im Atelier, Schwarzaquarell und Bleistift, 1909

Campendonk, Halbakt mit Katze 1912, Holzschnitt, handkoloriert

Roy Lichtenstein:
Compositions I, 1964, Magna auf Leinwand.

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