Dienstag, 23. November 2010

Darf ich vorstellen: Edward B. Gordon

Nachdem sich mein nächstes Mädel verzögert (die Ölfarbe der ersten Schicht will nicht trocknen...), hab ich mir gedacht, ich stell mal diesen Mann hier vor: Edward B. Gordon.

Letzten Februar war ich sehr unruhig und unzufrieden und bin auf einem meiner Internetstreifzüge über seinen Blog "A Picture A Day" gestolpert - und war sofort begeisert: Diese schnellen Momentaufnahmen in kräftigen Farben. Vielleicht ist mittlerweile schon klar geworden, dass ich kein Mensch bin, der wochenlang an Bildern malt, sondern schnell und unkompliziert Ergebnisse will, auch wenn das bedeutet, dass ich vorher länger planen muss. Gerade deshalb hat mich der Herr Gordon so fasziniert, der seit Herbst 2006 jeden Tag ein kleines Ölbild (15x15cm) produziert - und mittlerweile bei mehr als 1400 Bildern hält. Wer seine Bilder übersichtlicher als im Blog betrachten will, kann in seinem Archiv vorbeischaun - es lohnt sich wirklich!!

Ich find auch die Idee so lustig - und sein Durchhaltevermögen erstaunlich. Kurz hab ich dann auch versucht, ein Bild pro Tag zu malen. Es hat leider nur einen Tag lang funktioniert ;o).

Vllt. verwendet er eine Handykamera, um die Motive festzuhalten? Hab ich mir auch schon überlegt, nur meistens macht man ja dann doch nichts aus den Fotos, die man extra gemacht hat (zumindest ich nicht --> Zeit), und nach einer Weile verlieren sie auch ihre Faszination - man versteht dann selbst nicht mehr, warum man sie gemacht hat.

Jedenfalls viel Spaß beim Stöbern in seinen Bildern, wie gesagt, es lohnt sich sehr! :o)

Mittwoch, 17. November 2010

Darf ich vorstellen: "Die Pracht der Farben"

Zeit für eine neue "Rubrik", find ich. Man lebt ja nicht im Vakuum, sondern storplert immer wieder über Dinge (- und Menschen), die einem gefallen, einen anregen oder auch einfach nur sehr praktisch sind. Eins von diesen Dingen, die ich auf einem meiner Bibliotheksstreifzüge gefunden hab, ist das Buch "Die Pracht der Farben - Eine Harmonielehre mit Bildbeispielen von S.N. Amerstorfer" von Roman Liedl, erschienen 1994 im BI Wissenschaftsverlag.


Eine Zeit lang hab ich versucht, mir das Wissen um Farbzusammenhänge theoretisch anzueignen, was ich aber dann aufgegeben hab, weil ich viel zu ungeduldig bin, das jeweilige Buch ganz zu lesen und es auch einfach viel zu viel Imput ist bzw. ich viel lieber selber herumprobier. Mit diesem Buch haben die Herren Liedl und Amerstorfer an Leute wie mich gedacht: Einerseits gibt's einen langen Teil mit ausführlicher Theorie, andererseits gibts einen guten Anhang mit vielen Beispielen und Farbkreisen (die ich aus urheberrechtlichen Gründen nicht auszugsweise abfotografieren und hier reinstellen darf - ein Beispiel ist aber auf dem Cover, siehe oben), wo man auf einen schnellen Blick versteht und nicht den ganzen Text durchgehen muss.

Natürlich kann man (bzw. ich) nicht vor jedem Bild stundenlang das Buch konsultieren - erstens, weil es meistens ausgeborgt ist, zweitens, weil mir das irgendwie wie Schummeln vorkäme (an dieser Hemmung arbeite ich) - drittens, weil zumindest ich viel zu ungeduldig bin und mir lieber selbst die Farben überlege (zB beim Einschlafen, beim Straßenbahnfahren etc.). Es ist aber durchaus nett, sich mal die ganzen Kombinationsmöglichkeiten und den Umgang mit Kontrasten etc. anzuschauen bzw. sich klar zu werden, dass - Hausnummer - auch ein dunkles Ockerbraun in die Farbfamilie Orange gehört und sich dementsprechend kombinieren lässt. Und sich in wirklich schwierigen Fällen (Bildrettungsversuche, Planlosigkeit) auch Lösungsansätze zu holen. :o)

Mittwoch, 10. November 2010

"Michelangelo: Zeichnungen eines Genies", Albertina, 10.11.2010

War heute, wiederum in sehr netter Begleitung, in der Michelangeloausstellung in der Albertina. Hinein sind wir um ca. 14:45, fertig waren wir um 17h - man schaut und schaut und merkt gar nicht, wie die Zeit vergeht. Theoretisch könnte man dann mit der einmal gelösten Karte auch noch drei andere Ausstellungen, unter ihnen die Picassoausstellung, und die Prunkräume (hier hängt Schiele herum, wenn auch "nur" als Faximile) anschauen. Hineingelinst haben wir ja zum Picasso, aber irgendwie wär's ein halbes Verbrechen gewesen, dort nur so flüchtig durchzugehen bei dem, was da herumhängt, also haben wir beschlossen, wir lassen's und kommen nochmal extra für den Picasso (außerdem hab ich eh auch noch anderen Leuten gesagt, ich geh mit ihnen in den Michelangelo - hin kommen werd ich also sowieso nochmal.)

Denn der Michelangelo hat's in sich. Die Ausstellung macht einen weiten Bogen, der das gesamte Leben des Künstlers umfasst, begonnen mit den allerersten Zeichnungen des etwa 15-jährigen Michelangelo bis zu den letzten Beweinungen Christis, die kurz vor dem Tod des Künstlers entstanden sind. Als Besucher geht man, ausgezeichnet informiert durch die sehr guten Texte zu den jeweiligen Großprojekten und Lebensabschnitten bzw. auch die kürzeren Texten neben den Bildern selbst von Zeichnung zu Zeichnung und versucht sie zu fassen, diese ganzen Linien, die sich verbinden, ohne, dass es einem ganz gelingt.

Dabei wird einem immer wieder die Vielfalt des Künstlers vor Augen geführt: Teilweise ist es unglaublich, wie fein der Mann gezeichnet hat, dann wieder ist man überrascht, wie schnell und kräftig die Linien sind - fast schaut es dann "fotografisch" aus, in der Art, in der flüchtige Bewegungen und Gesichtsausdrücke eingefangen werden. Bei allen Zeichnungen merkt man, wie genau Michelangelo beobachtet hat. Dadurch, dass der Künstler so alt geworden ist, ist über die Jahre auch Einiges an Material zusammengekommen, mit immer neuen Einflüssen und Richtungen.

Auffällig bzw. eher überraschend ist, dass die Zeichnungen oft sehr klein sind, dafür, dass sie als Vorlage für teil riesige Arbeiten verwendet wurden. Teilweise liegt das wohl an der verwendeten Papiergröße, es scheint ihm aber durchaus gefallen zu haben, viel auf einem Blatt zu haben. Was noch auffällt, ist, dass bei Zeichnungen manchmal große Teile sehr skizzenhaft belassen werden, Details aber ganz fein herausgearbeitet wurden. Das gibt diesen Blättern eine seltsame Faszination und macht sie teilweise sehr "modern".

Neben den Zeichnungen Michelangelos wird auch sein Schaffen in der Sixtinischen Kapelle (mit Entwürfen - und einem Scherzgedicht Michelangelos selbst dazu) und im Bereich der Bildhauerei in die Ausstellung aufgenommen. Weiters wird auf die Einflussnahme des Künstlers auf zeitgenössische und spätere Künstler eingegangen, die sich teilweise seiner Entwürfe bedient haben, um eigene Werke zu schaffen.

Sowohl zu den Zeichnungen, als auch zu Michelangelos anderen Betätigungsfeldern gibt es sehr interessante kurze Videos auf Deutsch und Englisch. Angeordnet ist die Ausstellung chronologisch, wodurch man die Entwicklung des Künstlers sehr gut nachvollziehen kann - sie wird auch in den Beitexten ergänzend beschrieben. Vom Betrieb her war überraschend "wenig" los - (Mittwoch) Nachmittag dürfte eine gute Zeit für den Michelangelo sein (beim Picasso hingegen war dann etwas mehr los).

Organisation der Ausstellung: Chronologisch und sehr übersichtlich; den Raum zur Sixtinischen Kapelle könnte man aber eventuell übersehen.
Bildpräsentation: Es kann einem im ersten Moment etwas schummrig vorkommen - die Wände sind auch in dünkleren Farbtönen gehalten, allerdings gewöhnt man sich. Die Farbe der Wände passt auch immer gut zu den Zeichnungen, die in teils uralten Rahmen und Passepartouts (1895 und früher) präsentiert werden.
Info an den Wänden/ neben den Bildern: Sehr informativ, ergänzend und teilw. auf Dinge hinweisend, die man sonst einfach übersehen hätte. Sehr fein.
Gesamteindruck: Absolut sehenswert. Auch, wenn man sich vllt. nicht für alle Motive begeistern kann; die Technik allein muss man gesehen haben. Wirklich beeindruckend, längerfristig.

Angeschaut in ca. 2 1/2 Stunden.
Eintritt für Studenten: € 7,-
Eintritt normal: € 9,50


Besonders gut haben mir gefallen:

Drei Stehende in weiten Mänteln 1494-96, Tinte
Albertina, Wien

Männlicher Rückenakt, ca. 1504, schwarze Kreide
Albertina, Wien (siehe Foto)
 
Detailstudien zu den Arbeiten in der Sixtinischen Kapelle:
Armstudie zur "Trunkenheit Noahs" 1508/9 und
Studie zum Adam aus der "Vertreibung aus dem Paradies"

Studien für die Libysche Sibylle 1511/12, Rötel
The Metropolitan Museum of Art, NYC (siehe Foto)

Lächelnder Jünglingskopf, Handstudie 1508/9
Musée du Louvre, Paris

Frauenkopf ca. 1540-43, Stift in Schwarz
The Royal Collection, Windsor Castle

Weitere Informationen: http://www.albertina.at/jart/prj3/albertina/main.jart?rel=de&content-id=1202307119260&ausstellungen_id=1232606865081&reserve-mode=active

Mittwoch, 3. November 2010

"Frida Kahlo. Retrospektive", Kunstforum Austria, 3.11.10

Heut war's soweit: ich bin in netter Begleitung nach einem spontanen Vorschlag in die Frida Kahlo-Ausstellung gegangen. Neben vielen interessanten Anregungen und Einblicken (und einer schönen Postkarte..) hab ich dort außerdem Eindrücke über die Ausstellung, die Künstlerin und ihre Bilder gesammelt - und für diesen Bericht (weil über Kritiken weiß ich zu wenig) aufgeschrieben:
Beginne als Künstlerin nach dem Unfall - die Menschen leuchten aus ihren frühen Bildern. Seltsam, dass ihre Zeichnungen so ungeschickt wirken, ihre Bilder aber schon früh eine ausgefeilte, mutige Farbgebung haben - was die immer wieder mit lauten Farben macht, ist beeindruckend. (Erinnert mich diesbezüglich an Van Gogh, der teilweise auch so ungeschickt wirkende frühe Bilder produziert hat.. ? Eine Verbindung wäre hier, dass beide Autodidakten waren..). Die Künstlerin gibt sich as Frau und Mensch scheinbar ganz dar - Fehlgeburten, Ehe, Sexualität, gesundheitliche Probleme, Schmerzen, etc. - verarbeitet, und verschleiert sich nicht - wird auf den Selbstportraits auch älter. Ein tiefer Einblick, der von ihr ausgeht - ein Zugang zum Inneren einer Frau voller Wünsche und Einsamkeit?

Ihre Selbstdarstellung erfolgt dabei im Bewusstsein des Betrachters: sogar im Tagebuch, das sie in den letzten Lebensjahren geführt hat, schreibt sie teilweise "verschlüsselt", was ja einen Betrachter/ Leser voraussetzt. Ergänzt werden die beeindruckenden  Bilder, die von ihrer ersten bis zu ihrer letzten Zeichnung, von ihrem ersten gemalten Bild zu ihrem letzten reichen, durch Fotos, die Kahlo zeigen, und einigen der bunten Gewänder Firda Kahlos - eine umfassende und breite Sammlung, die das Interesse an weiterer Beschäftigung mit dem Werk der Künstlerin und dem Leben der Frau wecken.

Was bei all den beeindruckenden Werken nicht ganz so positiv auffällt, ist der seltsame, direkte Wechsel zwischen guten und misslungeneren (Perspektive, Anatomie, teilw. Technik), leuchtenden und technisch "einfacheren", matteren Bildern, der den Betrachter teilweise kaum glauben lässt, dass er vor Werken der selben Künstlerin steht. Sieht man sich die Jahreszahlen der Entstehung an, wird einiges klarer: die Bilder hängen diesbezüglich wild durcheinander. Auf die bei Kahlo naheliegende chronologische Anordnung wurde zugunsten einer (vermutlich) thematischen Annordnung verzichtet, in die sich wohl noch ein bisschen Willkür gemischt hat (so folgen auf den Raum mit den Fotos wieder Räume mit Kahlos Bildern). Man hat als Betrachter ohne viel Vorwissen bezüglich Kahlos Werk und Leben teilweise das Gefühl, es fehlt ein roter Faden - was allerdings auch an den räumlichen Gegebenheiten und diesbezüglichen Einschränkungen liegen mag.

Organisation der Ausstellung: Wirkt irgendwie "ungeordnet", unübersichtlich.
Bildpräsentation: Hier seien besonders die farbigen Wände erwähnt - passen wirklich toll zu den Bildern.
Info an den Wänden/ neben den Bildern: Gut, ergänzend und auch gut lesbar, bis auf die misslungene Farbgebung in einem Raum (Miniaturschrift in Weiß auf roten Tafeln vor einer roten Wand - Flimmern). Vielleicht wär ein bisschen mehr allgemeine Kurzinformation zum Surrealismus und Absurden nett gewesen, wenn schon mit den Begriffen geworfen wird.
Gesamteindruck: Ein wenig "chaotisch" in der Anordnung, aber das kann den Bildern ihre Faszination nicht nehmen: Anschaun! Bietet Einblicke in das schwierige Leben einer Frau und die Entwicklung einer Malerin zugleich, mit vielen wirklich sehenswerten Bilder, die es wert sind, dass man die teilweise Überfüllung und ihre seltsame Anordnung hinnimmt.

Angeschaut in ca. 1 1/2 Stunden.
Eintritt für Studenten: € 7,-
Eintritt normal: € 10,-


Besonders gut haben mir gefallen:
Selbstbildnis mit Samtkleid, 1926
Selbstbildnis mit Halskette, 1933
Selbstbildnis mit Dornenhalsband und Kolibri, 1940 (siehe Foto)
Selbstbildnis mit Affen, 1943 (-- Farben..)
Bildnis Doña Rosita Morillo, 1944

Weitere Informationen: http://www.bankaustria-kunstforum.at/de/austellungen/aktuell