Donnerstag, 27. Januar 2011

SEHENSWERTE UNDERDOGS (vergessene Ausstellungen): Trude Fleischmann, Graphiken von Goya bis Picasso

In der Eile entgehen einem manchmal kleine, feine Dinge. Zum Glück hat man ja seine "Connections" (;o)), die einen doch noch auf Manches aufmerksam machen.

Wien Museum

Tilly Losch, Tänzerin, Wien um 1925
Trude Fleischmann
Copyright: Wien Museum
Von 27. Jänner bis 29. Mai 2011 präsentiert das Wien Museum mit "TRUDE FLEISCHMANN - Der Selbstbewusste Blick" nun, über zwanzig Jahre nach ihrem Tod, "die erste große Überblicksausstellung zu Trude Fleischmann, in deren Mittelpunkt ihre Wiener Zeit von 1920 bis 1938 steht."
Trude Fleischmann "war eine jener selbstbewussten jungen jüdischen Fotografinnen, die nach dem Ersten Weltkrieg in Wien eigene Studios eröffneten und in einem traditionellen Männerberuf Karriere machten, weil sie gewagter und moderner fotografierten und die Zeichen der neuen Zeit verstanden." Zu den Fotographien, die in dieser Zeit besonders für Furore sorgten, waren ihre Studien nackter Tänzerinnen (siehe auch Bild unten).
Nach ihrer Vertreibung 1938 konnte sie in New York als Photographin wieder Fuß fassen. Das Wien Museum, "das eines der größten und international bedeutendsten Fleischmann-Konvolute besitzt", zeigt in dieser Schau auch bisher unbekannte Werke der Künstlerin.

Aktstudie, Wien 1925
Trude Fleischmann
Copyright: Wien Museum
Die Ausstellung hab ich zwar peripher wahrgenommen, mir aber erst gestern wirklich näher angeschaut - die haben irgendwie etwas Magisches, diese Bilder. Und da der Eintrittspreis für StudentInnen nur € 3,- ist, werd ich sicher versuchen, dort vorbei zu schaun. :o)

 (Quelle: http://www.wienmuseum.at/)


Landesmuseum Linz (Oberösterreich)

Selbstbildnis Edward Munch, 1895
Foto: Oberösterreichische Landesmuseen
Das hätt ich ohne Hilfe nicht bemerkt: von 20. Jänner bis 27. Februar 2011 zeigt das Schlossmuseum Linz den zweiten Teil seiner Graphiksammlung unter dem Titel "VON GOYA BIS PICASSO - Internationale Graphik aus der Schenkung Kastner"
"Dieser zweite Teil ist der internationalen Druckgraphik gewidmet, wobei der zeitliche Rahmen viel weiter reicht als im Titel angekündigt. Sie beginnt nämlich mit Kupferstichen von Albrecht Altdorfer und Heinrich
Aldegrever, also Werken des 16. Jahrhunderts." Über die Zeit spannt die Ausstellung einen Bogen bis zu einer beachtlichen "Auswahl von Graphik der klassischen Moderne, darunter Blätter von Maurice Vlaminck, Fernand Léger, Henri Matisse und Pablo Picasso". Auch Kandinsky ist vertreten.
Zahlt sich im Zuge eines Linzbesuches sicher aus, dort auch vorbei zu schaun. :o)


(Quelle: http://www.landesmuseum.at/)

Sonntag, 16. Januar 2011

Picasso - Frieden und Freiheit, Albertina, 14.01.2011

In letzter Sekunde in den Picasso

Naja, so knapp war's dann auch nicht, aber immerhin am vorvorletzten Tag, also am letzten Freitag, bin ich doch noch in den Picasso gegangen. In Erwartung unglaublicher Massen war ich auf das Schlimmste gefasst - und hab stattdessen relativ viel Bewegungsfreiheit und eigentlich sehr angenehme Verhältnisse vorgefunden. Zwar hab ich ab und zu die Kinder- und Schülerführungen umschiffen müssen, aber dann schaut man sich halt derweilen ein anderes Bild an. Vllt. hat auch die Uhrzeit (kurz vor Mittag) was damit zu tun, das ich nicht erdrückt wurde.


Jedenfalls zur Ausstellung: Eine Art Analyse der politischen Auswirkungen auf Picassos Werk wird angekündigt. Man betritt die Ausstellung und findet neben Räumen in Grau und Weiß das scheinbar für die Albertina typische Schummerlicht vor. Was beim Michelangelo nicht weiter aufgefallen ist, hat hier doch unangenehme Auswirkungen: Die erklärenden Tafeln neben den Bildern (Hellgrau/ Weiß auf etwas dünklerem Grau) sind so klein beschrieben, dass sie in diesem Licht von höchstens einem Besucher auf einmal gelesen werden können. Bei dem Besucherandrang, den wir dort auf unserem kurzen Abstecher nach dem Michelangelo erlebt haben, wohl ein Ding der Unmöglichkeit - was schade gewesen wäre, weil die Tafeln wirklich informativ sind. Auch die großen Beschreibungen zu den verschiedenen Räumen, die eine groben Überblick geben, sind eine interessante Untermauerung der Bilder, gemeinsam mit den wandfüllenden Schwarz-Weiß-Fotos von Zeitgeschehen an meist zwei der vier Wände.

Auf die damalige politische Lage und Atmosphäre eingestimmt, wendet man sich den Bildern zu und findet sich durch die persönlichen Schicksale, die Umstände der Zeit und die Art, wie Picasso seine Eindrücke ausdrückt irgendwie sehr berührt. Trotz der sehr reduzierenden Darstellungsweise malt der Maler nie gedankenlos; allem kommt Bedeutung zu und das Wichtigste bleibt erhalten - die gefesselten Hände Ermordeter, der Kontrast von Gewalt und Hilflosigkeit, Stilleben als Ausdruck von Unterdrückung und Bedrohlichkeit (ja, das geht), die zerbrochenen Menschen von La Guernica.

Die Schau zieht dabei einen Bogen von Picassos Bilder der Zeit vor dem 2. Weltkrieg bis zum Ende seines Lebens und zeigt Picassos Beschäftigung mit den spanischen Republikanern, dem Weltkrieg, den um Unabhängikeit kämpfenden Algeriern, dem Kalten Krieg, dem Vietnamkrieg, und anderen sozial und politisch unterdrückten oder ausgebeuteten Gruppen und endet mit Bildern seiner letzten Lebensjahre. Ein Raum wird dabei speziell Picassos Lebenslauf und den politischen Ereignissen während seiner Lebenszeit gewidmet.

Dadurch, dass die Ausstellung Bilder des entwickelten Künstlers zeigt, bekommt man einen Eindruck von stilistischer Geschlossenheit, der irgendwie sehr schön ist und von der Geschlossenheit Werk-Politik-Zeit noch untermauert wird. Mir gefällt auch das Schnelle an seinen Bildern - malbar in einer Sitzung, trotzdem steckt hinter ihnen viel Gedankenvolles; trotz der Reduktion erkennt man eindeutig Können hinter den Werken. Obwohl ich mit einigen der gezeigten Werke seiner späten Schaffenszeit nicht unbedingt so viel anfangen kann, wie mit denen der 1930er-1950er Jahre, kann man doch gesamt sagen, dass es für mich ein ziemlich beeindruckender und irgendwie auch aufwühlender Besuch war. Die durch die Fotos und die Beschreibungen geschaffene Atmosphäre und die reduzierte Direktheit von Picassos Werk zusammen sorgen für eine wirklich gelungene Ausstellung.

INFO FÜR ALLE, DIE'S LEIDER NICHT GESCHAFFT HABEN: Im Shop gibt's jetzt für kurze Zeit alles, was die noch so an Picassodingen haben, um -50% (da fallen auch die Postkarten drunter) und den Katalog um ca. € 14,-, statt € 21,-!!!


Organisation der Ausstellung: Sehr klar, chronologisch, dem Zeitgeschehen nach angeordnet. Die Bilder sind für die Analyse, die in der Ausstellung vorgenommen wird, sehr gut geeignet.
Bildpräsentation: Wie schon erwähnt, werden die Bilder durch Fotos politischer Ereignisse begleitet, die Farbgebung ist geschlossen und ruhig.
Info an den Wänden/ neben den Bildern: Inhaltlich sehr informativ, leider aber viel zu klein geraten - man kriegt selbst, wenn man als der einzige Besucher dicht davor steht, Augenbrennen.
Gesamteindruck: Hat mir gut gefallen, mich zum Nachdenken gebracht.

Angeschaut in ca. 1 1/2 Stunden
Eintritt Studenten: € 7,-
Eintritt Normal: € 9,50


Besonders gut haben mir gefallen:

Ziegenschädel auf einem Tisch
Mai 1952, Aquatinte
-bzw.
Ziegenschädel, Flasche und Kerze
16. April 1952, Öl auf Leinwand (siehe Foto oben)

Toter Hahn und Topf
1953, Öl auf Leinwand

Frauen von Algier (2. Variation)
7. März 1955, Lithographie

Plakat zu Présence Africaine
1956

Frau im Fauteuil Nr.1
30. Dezember 1949, Lithographie

Tuch für das Weltfestival der Jugend und Studenten für den Frieden, Ostberlin 5.-19. August 1951
1951, Farbdruck auf Baumwolle


Weitere Informationen:
http://www.albertina.at

Donnerstag, 13. Januar 2011

Darf ich vorstellen: Alicia Bock

Beute neuerlicher Internetstreifzüge

Durch mein Herumgegrundelt im Netz bin ich vor einiger Zeit auf eine Künstlerin gestoßen, die mich zuerst "nur" interessiert hat, dann aber wirklich überzeugt hat: nämlich Alicia Bock, eine US-amerikanische Fotographin, die sich laut Homepage vor allem durch die Farben und Darstellungen alter Polaroids und Kindheitserinnerungen zu ihren Fotos inspirieren lässt. Das merkt man in den Farben und Motiven ihrer Bilder, finde ich. Sie wirken alt und neu gleichzeitig und werden so seltsam und faszinierend zeitlos.

Bei vielen ihrer Portraits hat man das Gefühl, dass sie mehr über den Portraitierten weiß, als der vielleicht selbst anderen sagt, genau beobachtet und irgendwie die Schönheit von Momenten festhalten kann. Wer neugierig geworden ist, kann in ihrer Galerie herumschaun (dort dann auf "Stories" klicken, und ganz unten navigieren zw., "Bliss", "Happines" etc.), außerdem auf ihrem Blog, wo man noch mehr Fotos anschaun kann, die eher in Richtung Landschaften gehen.
Interessant auf alle Fälle bzgl. Bildaufbau, Farben, Motive. Es lohnt sich wirklich, da ein bisschen zu stöbern und sich ein Stück weit in diese fast zauberhafte, leicht verträumte Welt nehmen zu lassen. Außerdem sind's wirklich gelungene Portraits und Aufnahmen.

Davon abgesehen gefällt mir das Layout ihrer Homepage sehr gut - so gut, dass ich wiederum dabei bin, meine Homepage ein bisschen umzuplanen. Meine Startseite hat mir nie wirklich 100%ig gefallen, ist aber alles, was man als Laie im Frontpage basteln kann, und ihre HP liefert einen guten Ansatz. Jetzt muss ich mich nur noch durch die nötigen Programme schlagen ;).

Montag, 3. Januar 2011

SCHIELE, KANDINSKY und DÜRER: Ausstellungen Frühling/ Frühsommer 2011

2011 wird ein tolles Jahr für Schielefans (siehe nämlich auch Herbstprogramm des Leopoldmuseums) und Freunde der Klassischen Moderne, es ist aber auch etwas für Fans der Renaissancekunst und des Jugendstils dabei.


Belvedere

Das Belvedere macht mir im Frühling eine besondere Freude und zeigt von 17. Februar bis 13. Juni 2011 einen meiner Lieblingskünstler:
Egon Schiele
Die Frau des Künstlers, sitzend, 1917
Aquarell auf Papier
46 x 29,7 cm
Belvedere, Wien
© Belvedere Wien
EGON SCHIELE - Selbstportraits und Portraits. :o)
Laut der Homepage wird es eine "umfassende Schau, in der erstmals seine Porträts und Selbstporträts in den Mittelpunkt gestellt werden. Anhand von rund 100 Selbstbildnissen und Porträts - einige der Werke werden erstmals in Österreich gezeigt - dokumentiert die Schau Schieles künstlerische Entwicklung und seine außergewöhnlichen Leistungen als Porträtmaler." Da bin ich mal gespannt, obwohl ich viele der Bilder wahrscheinlich schon kenne. Aber man kann nie genug Schiele sehen ;o).

Etwa im gleichen Zeitraum (von 10. Februar bis 5. Juni 2011) zeigt das Belvedere außerdem DYNAMIK! Kubismus/ Futurismus/ Kinetismus, eine "umfangreiche Werkschau zur Abstraktion in Wien zwischen 1919 und 1929 im Kontext der europäischen Moderne." Mit dieser Schau soll "[d]as international noch wenig beachtete Phänomen des Wiener Kinetismus [...] zusammen mit Meisterwerken aus ganz Europa von unter anderen František Kupka, Robert Delaunay, Fernand Léger, Carlo Carrà oder Giacomo Balla" verglichen und präsentiert werden.
Eine Stilrichtung, die mich persönlich nicht so sehr interessiert, die aber im Kontext des internationalen Vergleichs vielleicht doch einige Leute ansprechen wird. Wenn die Karte für beide Ausstellungen gilt, schau ich auf jeden Fall auch dort vorbei. :o)
(Quelle: http://www.belvedere.at/)


Leopoldmuseum

Das Leopoldmuseum zeigt im Frühling/ Frühsommer 2011 mit der Ausstellung GLANZ EINER EPOCHE - Jugendstilschmuck aus Europa von 25. Februar bis 20. Juni 2011 "die bisher umfassendste in Österreich vorgestellte Ausstellung zum Thema »Jugendstilschmuck«. Die Schau zeigt eine Auswahl erlesener Objekte aus dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt und aus Privatbesitz" anhand derer "[d]ie Eigenheit des Wiener Jugendstils und die Unterschiede zur Jugendstilkunst des restlichen Europas" dargelegt werden, und zwar mit teils noch nie oder selten gezeigten Stücken des österreichischen, deutschen, niederländischen, belgischen, dänischen, russischen und britischen Jugendstils.
Wer sich also für die europaweite Erscheinungsweise dieses Stils interessiert, sollte sich die Ausstellung nicht entgehen lassen. Zusätzlich hat das Leopoldmuseum auch eine große Sammlung von Jugendstilmobiliar und sonstigem "Zubehör" (wie zB Entwürfe zu Bildfenstern) dauerhaft ausgestellt - und natürlich einiges an Bildern aus dieser Zeit. Man kann dort also direkt in die Epoche eintauchen. Schaun wir mal, ob sich das ausgeht. :o)
(Quelle: http://www.leopoldmuseum.org/)


Albertina

Farbstudien, Quadrate mit konzentrischen Ringen, 1913
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München
© VBK Wien, 2011
Mit der Ausstellung DER BLAUE REITER - Aus dem Lenbachhaus und der Albertina zeigt die Albertina von 4. Februar bis 15. Mai 2011 "Zeichnungen und Aquarelle des Blauen Reiters", einer losen Gruppierung von Künstlern, "die ähnliche künstlerische Absicht wie die beiden Künstler-Redakteure" Wassily Kandinsky und Franz Marc vertraten. "In der Ausstellung werden Werke folgender Künstler vertreten sein: August Macke, Franz Marc, Marianne von Werefkin, Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky, Robert Delaunay, Heinrich Campendonk, Gabriele Münter, Paul Klee und Alfred Kubin." Kandinsky hat mir früher sehr gefallen und der Blaue Reiter ist was, was man schon irgendwie ein bissl kennen sollte.. also werd ich dort sicher hinschaun.

Und wenn man schon mal drinnen ist: Von 28. Jänner bis 15. Mai 2011 kann man sich dort auch noch die Ausstellung ROY LICHTENSTEIN - Black & White 1961 - 1968 anschaun - und, für mich wichtiger: ab 31. März die Schausammlung zur klassischen Moderne, wo unter anderem Werke von Toulouse-Lautrec (noch einem meiner Lieblinge), Picasso und Modigliani zu sehen sein werden.
(Quelle: http://www.albertina.at/)


Kunsthistorisches Museum

Da ich den Herrn Dürer eigentlich sehr gern habe, erwähn ich auch noch die Ausstellung DÜRER - CRANACH - HOLBEIN - Die Entdeckung des Menschen: Das deutsche Porträt um 1500, die das Kunsthistorische Museum Wien von 31. Mai bis 4. September 2011 zeigt. Sie "widmet sich dem Blick des Künstlers auf den Menschen am Übergang vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit im deutschen Sprachraum. Anhand hochkarätiger Werke von Albrecht Dürer, Lucas Cranach d. Ä. und Hans Holbein d. J. wird gezeigt, wie der Mensch um 1500 ins Zentrum des künstlerischen Interesses rückte und wie Künstler zu Entdeckern und Erfindern des Bildes vom Menschen avancierten." In der Ausstellung werden neben den "hauseigenen" Bildern auch internationale Leihgaben zu sehen sein. Wenn ich schon die Holländer nicht geschafft hab, vielleicht schaff ich's in diese Ausstellung. :o)
(Quelle: http://www.khm.at/)

Hoffentlich bleibt mir Zeit, zumindest für den Schiele (da nehm ich sie mir.) :o). Berichte erscheinen dann wieder auf dieser Seite.