Mittwoch, 3. November 2010

"Frida Kahlo. Retrospektive", Kunstforum Austria, 3.11.10

Heut war's soweit: ich bin in netter Begleitung nach einem spontanen Vorschlag in die Frida Kahlo-Ausstellung gegangen. Neben vielen interessanten Anregungen und Einblicken (und einer schönen Postkarte..) hab ich dort außerdem Eindrücke über die Ausstellung, die Künstlerin und ihre Bilder gesammelt - und für diesen Bericht (weil über Kritiken weiß ich zu wenig) aufgeschrieben:
Beginne als Künstlerin nach dem Unfall - die Menschen leuchten aus ihren frühen Bildern. Seltsam, dass ihre Zeichnungen so ungeschickt wirken, ihre Bilder aber schon früh eine ausgefeilte, mutige Farbgebung haben - was die immer wieder mit lauten Farben macht, ist beeindruckend. (Erinnert mich diesbezüglich an Van Gogh, der teilweise auch so ungeschickt wirkende frühe Bilder produziert hat.. ? Eine Verbindung wäre hier, dass beide Autodidakten waren..). Die Künstlerin gibt sich as Frau und Mensch scheinbar ganz dar - Fehlgeburten, Ehe, Sexualität, gesundheitliche Probleme, Schmerzen, etc. - verarbeitet, und verschleiert sich nicht - wird auf den Selbstportraits auch älter. Ein tiefer Einblick, der von ihr ausgeht - ein Zugang zum Inneren einer Frau voller Wünsche und Einsamkeit?

Ihre Selbstdarstellung erfolgt dabei im Bewusstsein des Betrachters: sogar im Tagebuch, das sie in den letzten Lebensjahren geführt hat, schreibt sie teilweise "verschlüsselt", was ja einen Betrachter/ Leser voraussetzt. Ergänzt werden die beeindruckenden  Bilder, die von ihrer ersten bis zu ihrer letzten Zeichnung, von ihrem ersten gemalten Bild zu ihrem letzten reichen, durch Fotos, die Kahlo zeigen, und einigen der bunten Gewänder Firda Kahlos - eine umfassende und breite Sammlung, die das Interesse an weiterer Beschäftigung mit dem Werk der Künstlerin und dem Leben der Frau wecken.

Was bei all den beeindruckenden Werken nicht ganz so positiv auffällt, ist der seltsame, direkte Wechsel zwischen guten und misslungeneren (Perspektive, Anatomie, teilw. Technik), leuchtenden und technisch "einfacheren", matteren Bildern, der den Betrachter teilweise kaum glauben lässt, dass er vor Werken der selben Künstlerin steht. Sieht man sich die Jahreszahlen der Entstehung an, wird einiges klarer: die Bilder hängen diesbezüglich wild durcheinander. Auf die bei Kahlo naheliegende chronologische Anordnung wurde zugunsten einer (vermutlich) thematischen Annordnung verzichtet, in die sich wohl noch ein bisschen Willkür gemischt hat (so folgen auf den Raum mit den Fotos wieder Räume mit Kahlos Bildern). Man hat als Betrachter ohne viel Vorwissen bezüglich Kahlos Werk und Leben teilweise das Gefühl, es fehlt ein roter Faden - was allerdings auch an den räumlichen Gegebenheiten und diesbezüglichen Einschränkungen liegen mag.

Organisation der Ausstellung: Wirkt irgendwie "ungeordnet", unübersichtlich.
Bildpräsentation: Hier seien besonders die farbigen Wände erwähnt - passen wirklich toll zu den Bildern.
Info an den Wänden/ neben den Bildern: Gut, ergänzend und auch gut lesbar, bis auf die misslungene Farbgebung in einem Raum (Miniaturschrift in Weiß auf roten Tafeln vor einer roten Wand - Flimmern). Vielleicht wär ein bisschen mehr allgemeine Kurzinformation zum Surrealismus und Absurden nett gewesen, wenn schon mit den Begriffen geworfen wird.
Gesamteindruck: Ein wenig "chaotisch" in der Anordnung, aber das kann den Bildern ihre Faszination nicht nehmen: Anschaun! Bietet Einblicke in das schwierige Leben einer Frau und die Entwicklung einer Malerin zugleich, mit vielen wirklich sehenswerten Bilder, die es wert sind, dass man die teilweise Überfüllung und ihre seltsame Anordnung hinnimmt.

Angeschaut in ca. 1 1/2 Stunden.
Eintritt für Studenten: € 7,-
Eintritt normal: € 10,-


Besonders gut haben mir gefallen:
Selbstbildnis mit Samtkleid, 1926
Selbstbildnis mit Halskette, 1933
Selbstbildnis mit Dornenhalsband und Kolibri, 1940 (siehe Foto)
Selbstbildnis mit Affen, 1943 (-- Farben..)
Bildnis Doña Rosita Morillo, 1944

Weitere Informationen: http://www.bankaustria-kunstforum.at/de/austellungen/aktuell

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